Forscher sind gegen Diskriminierung: „Es gibt kein einziges Gen, welches `rassische´ Unterschiede begründet“
JENA, 14.09.2019: Evolutionsforscher haben in einer „Jenaer Erklärung” dazu aufgerufen, den Begriff „Rasse“ nicht mehr zu verwenden.
“Auch heute noch wird der Begriff `Rasse´ im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet. Es gibt hierfür aber keine biologische Begründung, und tatsächlich hat es diese auch hie gegeben”, heißt es.
“Das Konzept der `Rasse´ ist das Ergebnis von [Menschenfeindlichkeit] und nicht dessen Voraussetzung.”
Die vorrangig biologische Begründung von Gruppen als `Rassen´ habe zur Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen von Menschen geführt.
Die Einteilung der Menschen in `Rassen´ “war und ist zuerst eine gesellschaftliche und politische Typenbildung, gefolgt und unterstützt durch eine anthropologische Konstruktion auf der Grundlage willkürlich gewählter Eigenschaften wie Haar- und Hautfarbe”, heißt es weiter. Diese Konstruktion diente und dient eben dazu, offenen und latenten `Rassismus´ [Menschenfeindlichkeit] mit angeblichen natürlichen Gegebenheiten zu begründen und damit eine moralische Rechtfertigung zu schaffen.”
Erst durch die Erforschung der genetischen Vielfalt der Menschen seien die Rassenkonzepte “endgültig als typologische Kontrukte entlarvt” worden, schreiben die Jenaer Wissenschaftler: “Anstelle von definierbaren Grenzen verlaufen zwischen menschlichen Gruppen genetische Gradienten. Es gibt im menschlichen Genom unter den 3,2 Milliarden Basenpaaren keinen einzigen fixierten Unterschied, der etwa Afrikaner von Nicht-Afrikanern trennt. Es gibt somit nicht nur kein einziges Gen, welches `rassische´ Unterschiede begründet, sondern noch nicht mal ein einziges Basenpaar.” Die Wissenschaftler räumen allerdings ein:
“Eine bloße Streichung des Wortes `Rasse´ aus unserem Sprachgebrauch wird Intoleranz und Menschenfeindlichkeit nicht verhindern.”
Unrühmliche Beteiligung der Fachdisziplinen
Doch sie wollen mit konsequentem Nichtgebrauch des Begriffs dafür sorgen, “dass nie wieder mit scheinbar biologischen Begründungen Menschen diskriminiert werden.” Zugleich erinnern die Forscher daran, dass Zoologie und Anthropologie “sich unrühmlich an vermeintlich biologischen Begründungen beteiligt” haben. Die Erklärung unterstützt auch Walter Rosenthal, der Präsident der Universität Jena, sowie der Vorstand der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. [kna]
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