OFFENER BRIEF
An den
“Deutsch-Süd-West-Zug-Kaiserbüffel” 2005
Bürgerschützenverein Bedburdyck und Stessen 1868 e.V.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich bitte Sie hiermit, die Führung des Namens und das Tragen der Uniform Ihres Schützenzuges zu unterlassen.
Der Name, den Ihr Schützenzug führt, und die Uniform, die er trägt, erwecken nicht nur bei mir den Eindruck, dass Ihr Schützenzug die Truppen der Kolonialmacht im damaligen Deutsch-Südwestafrika verherrlicht, und den von ihnen verübten Völkermord ebenso.
Nicht zuletzt Ihr Auftreten auf dem Schützenfest in Bedburdyck am Samstag, den 24. Juni 2017, und am Dienstag, den 27. Juni 2017, veranlasst mich dazu, mich hiermit erneut mit Ihnen in dieser Angelegenheit in Verbindung zu setzen, nachdem selbst mein Offener Brief an Sie vom 24. November 2009 unbeantwortet geblieben ist.
Erneut empfehle ich Ihnen zur Lektüre „Völkermord verjährt nicht!“
Ich hoffe auf Einsicht.
Mit freundlichem Gruß
Ben Khumalo-Seegelken
siehe dazu >> „Kolonialzeit-Uniformen im Kreuzfeuer“
>>NGZ: `Afrikaner erschüttert …´
>> Jüchen: `Afrikaner hofft auf Einsicht …´
Sehr geehrter Herr Dr. Khumalo-Seegelken,
… Der von Ihnen angesprochene Verein ist nicht mehr im Bürgerschützenverein Gierath-Gubberath.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Kriesemer
Präsident BSV Gierath-Gubberath
Wow! Was für eine atemberaubend große Sch…e!
Die Argumentation der Schützengilde hinkt und stinkt sowieso von vorn bis hinten.
Wenn es eine durchgehend ungebrochene und unhinterfragte Tradition des Tragens dieser Uniform gegeben hätte, könnte man eine solche Begründung ja noch als Naivität verstehen. Hat es aber ja noch nicht einmal.
Die Gründung dieses Zuges ist ja sogar offensichtlich eine Neugründung! und als solche ein bewußt gesetztes Statement.
Warum es erfolgte, das bleibt die große Frage.
Auch die angebliche Funktion des Zuges als Mahnmal ist offensichtlich nachgeschoben. Denn in dieser Ungebrochenheit funktioniert sie so natürlich nicht, da nichts aber auch gar nichts auf die angeblich anzumahnenden Untaten hindeutet.
Man könnte so eine mahnende Inszenierung machen, damit die Schattenseiten nicht vergessen werden. Aber dann muß man sie in jedem Fall durch bestimmte Gestaltung brechen oder ergänzen, damit die Menschen merken, daß hier die Geschichte gezeigt wird!
Spätestens wenn sich die Nachfahren der Opfergruppen melden, weil sie sich verletzt fühlen, sollte man doch wenigstens ins Nachdenken kommen.
Die meisten mir bekannten landläufigen Schützenvereine haben sich in der Nachkriegszeit in einem Prozeß bewußt von ihren problematischen und geschichtlich belasteten Mitvereinen getrennt und abgegrenzt. Da wären in der Hauptsache alle rechtsnationalen, die sich tatsächlich mit dem kaíserlichen Heer oder der Wehrmacht identifizierten. Auch die Kyffhäuser.
liebe Grüße,
Jörn
Lieber Ben,
… Ich bin erschüttert – to say the least!
Die Antwort des Chefs der “Kaiserbüffel” macht mich sprachlos. Das wäre doch so, als wenn, sagen wir mal, die “Reichsrosse” in brauner Uniform mit Hakenkreuz beim Schützenfest mitmarschieren und behaupten würden: “Das ist aber nicht aus Sympathie für das 3. Reich, sondern als Mahnung gedacht!” Welch abgrundtiefer Schwachsinn.
Herzliche Grüße
Dieter Schütte
[…] Die vielen Leerstellen im Hinblick auf die Kolonialgeschichte und ihre Spuren in Deutschland sind nicht zuletzt Ausdruck eines in der Gesellschaft vorherrschenden rassistischen Wissens, das jenseits individueller Haltungen wirksam ist: Dieses besteht nicht nur aus einer Kultur der öffentlichen Amnesie, sondern auch aus einer Kultur der nostalgischen Verklärung und Verharmlosung, in manchen Fällen sogar der Verherrlichung des deutschen Kolonialismus und seiner Verbrechen gegen die Menschheit. […]
[…] Schreiben vom 24. November 2018 entnehme ich, dass Sie sich mittlerweile mit meinem Aufruf vom 30. Juni 2017 bzw. 24. November 2009 befasst und infolgedessen entsprechend gehandelt […]