…gab es im Nordosten Kenias noch nie. Das Land ist trocken und seit Jahrhunderten von Nomaden bewohnt, die mit ständiger Wasserarmut und gelegentlichen Dürren zu überleben wissen. Sie führten ihre Kamele und Ziegen zu immer neuen, noch nicht ganz abgegrasten Savannen, die sie mit Antilopen, Elefanten und Nashörnern teilten. Seit einigen Jahren ist das allerdings nicht mehr möglich. „Das Land hat sich total verändert“, sagt Francis Murambi aus dem staubigen Städtchen Moyale: „Es ist ausgetrocknet. Man findet hier inzwischen weder Gras noch wilde Tiere.“
So viele Dürren wie in den zurückliegenden Jahren haben die Borana-Nomaden seit Menschengedenken nicht erlebt. Blieb alle paar Jahre mal eine Regenzeit aus, konnten sich die Hirten noch darauf einstellen: Sie verkauften dann einen Teil ihres Viehs und zogen in etwas fruchtbarere Regionen, wo sie mit den Ansässigen einen vorübergehenden Deal aushandelten. „Das kann man aber nicht jedes Jahr machen“, sagt Ibrahim Adan, Chef einer Nichtregierungsorganisation in Moyale. Und außerdem ist selbst das einst fruchtbarere Land inzwischen kahl, es ist vollkommen überweidet. Viele der Nomaden haben in den zahllosen Dürren der vergangenen Jahre ihre gesamten Herden verloren.
Er höre Wissenschaftler über die künftigen Folgen der Klimaerwärmung spekulieren, sagt Tierarzt Leina Mpoke: „Aber der Klimawandel ist hier. ER ist Wirklichkeit und keine Spekulation.“ Schon haben viele Nomaden ihren Lebensstil ganz aufgegeben und sich weiter südwestlich als Köhler niedergelassen – die ersten Flüchtlinge des Klimawandels. „Wir verkaufen Kohlen und unsere Kinder werden Händler werden oder zur Armee gehen“, sagt der etwa 40-jährige Isaac: „Wir werden niemals wieder Tiere haben.“
Nach einem Bericht der Weltbank wird die Zahl der von Dürren betroffenen Menschen in aller Welt bis zum Jahr 2030 um bis zu 17 Prozent, bis 2090 i, bo sui 90 Prozent steigen. In den nächsten 15 Jahren drohen durch die Klimaerwärmung zusätzlich 100 Millionen Menschen in die Armut getrieben zu werden – die meisten davon in Afrika. Leute di zur Erwärmung des Klimas so gut wie nichts beitrugen.
Johannes Dieterich
zum KLIMAGIPFEL 2015
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