Zum Tod von Koyo Kouoh, die 2026 Venedigs Kunstbiennale kuratieren sollte
Von Ingeborg Ruthe
KAPSTADT/FRANKFURT a. M., 12. Mai 2025: Ihre Berufung zur Kuratorin der 61. Kunstbiennale Venedig 2026 löste nicht nur in Afrikas Kunstszenen große Freude und viel Sympathie aus. Der aus Kamerun stammenden Direktorin des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Mocaa) in der südafrikanischen Millionenmetropole Kapstadt galten als erste afrikanische Ausstellungsmacherin die Hoffnungen der Künstlerinnen und Künstler des Kontinents und ebenso der beteiligten Nationen für eine friedliche, kunst- und meinungs-freiheitliche, weltverbindende Biennale in diesen krisengeschüttelten, kriegerischen Zeiten.
Nun kam aus der Zentrale der Weltausstellung der Künste Venedig die erschütternde Nachricht von Koyo Kouohs plötzlichem Tod. Sie hinterlasse eine große eine große Lücke in der Welt der zeitgenössischen Kunst, deren Möglichkeitssinn sie stets betont hat: „Künstler sind Visionäre und Sozialwissenschaftler, die es uns ermöglichen, auf eine Art und Weise zu reflektieren und zu projizieren, wie es nur diese Art von Arbeit kann!“ Man habe „ihr außergewöhnliches intellektuelles und menschliches Engagement“ zu schätzen gewusst, schreibt der Verwaltungsrat der Biennale in einem ersten Nachruf. Kouoh war erst 57 Jahre alt.
Die mit dem Grand Prix Meret Oppenheim 2020 und dem Großen Schweizer Kunstpreisgeehrte Weltbürgerin aus Afrika, die auch zeitweise in der Schweiz lebte und in Basel mit einer stringenten panafrikanischen Schau überzeugt hat, war bekannt für ihre leidenschaftlichen Reden, ihren Gerechtigkeitssinn, wo sie kein Blatt vor den Mund nahm.
Im Oktober 2024 hat sie in der Münchner Pinakothek bei einer Vortragsreihe fast einen Eklat riskiert. Indirekt formuliert, hatte sie Deutschlands politische Haltung im Nahost-Konflikt kritisiert und gesagt, hierzulande zeige man Solidarität gegenüber Opfern von „unvorhergesehener, unaufhörlicher Gewalt“ eines Landes, das „sein Regime des Terrors und der Zerstörung auf den Libanon ausgedehnt“ habe. Viele Kunstleute verließen daraufhin den Saal ob dieser Sicht auf den Konflikt, bei der die Rednerin die Grausamkeit der Hamas völlig ausgeblendet hatte. Kouoh hatte dann ihre Haltung sofort relativiert.
Vor ihrer Zeit in Kapstadt leitete sie die Raw Material Company, ein Zentrum für Kunst, Wissen und Gesellschaft in Dakar im Senegal, das sie auch gegründet hatte. Außerdem war sie im Kuratoren-Team der Documenta 12 und 13 in Kassel.
>>Eine Weltbürgerin aus Kamerun
Quelle: Frankfurter Rundschau, 12. Mai 2025, Seite 20
Vielen Dank für den Text und die Information, die mich erschüttert und traurig zurück lässt.