„Um relevant zu bleiben, müssen sich die Vereinten Nationen neu aufstellen – unter anderem mit einem Standortwechsel.“ Albert Denk*
BERLIN, 05. April 2025: Die Angriffe der US-Regierung auf die Vereinten Nationen sind drastisch: Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen und dem UN-Menschenrechtsrat, Rückzug aus der Weltgesundheitsorganisation und der Impfstoffallianz Gavi, Sanktionen gegenüber dem internationalen Strafgerichtshof und Schließung der Entwicklungsbehörde USAID. Die Vereinten Nationen werden diese US-Regierung nicht überleben, wenn sie weiterhin eine Appeasement-Politik verfolgen. Was es jetzt braucht, ist eine UN, die sich von der Dominanz der USA entkoppelt und sich weltgesellschaftlich demokratisiert. Erste Schritte hierzu sind ein Standortwechsel und eine überstaatliche UN-Sicherheitsinitiative. Während über Jahrzehnte hinweg das Hauptquartier in New York zumindest eine interessierte Öffentlichkeit zugänglich war, setzt die neue US-Regierung diesen Zustand außer Kraft. Doch gerade die Vielfalt der Akteure hat die UN zu dem gemacht, was sie heute ist – eine multilaterale Plattform.
Insbesondere Personen aus Journalismus, Wissenschaft und der organisierten Zivilgesellschaft werden nun bereits vor der Einreise in die USA derart eingeschüchtert, dass ihnen eine Teilnahme an der UN unmöglich gemacht wird. An den US-Flughäfen erfahren sie Schikane bis hin zur Abschiebehaft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Der Multilateralismus ist am Standort New York heute nicht mehr möglich. Um die UN-Belegschaft sowie ihre Gäste zu schützen, bracht es ein Hauptquartier außerhalb der USA. Mit jeder weiteren Sitzung in New York wird der Ausschluss von Menschen in Kauf genommen und jede teilnehmende Person normalisiert diesen Zustand.
Die Auswahl eines neuen Hauptquartiers sollte an zwei Kriterien festgemacht werden: Erstens gilt es, einen Ort zu wählen, an dem möglichst viele Menschen visumsfrei einreisen können, wie etwa auf den Malediven, Seychellen, in Osttimor, Togo und Tuvalu. Zweitens sollte dieser Ort einen möglichst hohen Demokratiewert aufweisen, damit der Zugang zur UN nicht erneut durch die autoritären Handlungen einer Einzelregierung beeinflusst wird. Inder Kombination beider Aspekte überzeugen Orte wie Victoria auf den Seychellen oder Dili in Osttimor. Schließlich ist aus einer ökologischen Perspektive eine Dezentralisierung zu verfolgen, sodass die UN zunehmend in verschiedenen Weltregionen in hybrider Form tagen sollten.
Des Weiteren hat sich der innere Schwerpunkt der UN verlagert. Das Machtübergewicht der Demokratien im Sicherheitsrat ist seit der zweiten Amtszeit von Donald Trump zugunsten von Autokratien gekippt. Von den fünf ständigen Mitgliedern sind nun drei autokratisch geprägt. Damit wird das mächtigste UN-Gremium überwiegend von Regierungen beherrscht, die sich über Gericht hinwegsetzen, die einen unabhängigen Journalismus und eine unabhängige Wissenschaft bekämpfen sowie Angriffskriege oder imperiale Landnahmen verfolgen. Damit die Vereinten Nationen nicht zum Werkzeug von Autokratien werden, braucht es auch hier eine neue UN-Politik der Entkoppelung von antidemokratischen Großmächten.
Die USA sind der mit Abstand größte Geldgeber der Vereinten Nationen. Gleichzeitig ist die Staatengemeinschaft chronisch unterfinanziert. Um dieses Abhängigkeitsverhältnis abzubauen, braucht es ein neues UN-Finanzierungsmodell, dass auf einem festen Prozentsatz pro Mitgliedsland beruht. Das Problem wäre gelöst, wenn jeder Staat zwei Prozent seines Haushalts an die UN zahlt. Bei dieser Prozentzahl handelt es sich nicht zufällig um eine Analogie zu den Beitragsforderungen der Nato. Denn mit diesen Geldern sollte neben der Finanzierung der UN-Arbeit allen voran ein transnationaler Sicherheitsschirm unter der Leitung der UN-Generalversammlung initiiert werden.
Mit diesem wäre die Mehrheit der Mitgliedstaaten vor den Großmächten geschützt und einzelstaatliche Armeen überflüssig gemacht. Das Gebot der Stunde müsste UN statt Nato lauten. Für zwei Prozent ihres Haushalts könnte beispielsweise die Ukraine vor Russland durch eine UN-Verteidigungseinheit geschützt werden. Der Kongo könnte sich etwa durch die UN vor den von Ruanda unterstützten M23 verteidigen lassen. Taiwan müsste keine Invasion Chinas fürchten. Und für die Ohnmacht der Regierungen von Grönland wie Panama gäbe es ebenfalls ein Gegenmittel.
Diese Initiative kann gelingen, wenn sich etwa, wie bei der Abstimmung in der UN-Generalversammlung zum dritten Jahresgag des russischen Angriffskriegs, 93 Staaten zusammenfinden, die sich gegenüber der russisch-US-amerikanischen Großmachtallianz behaupten. Die europäischen Staaten entscheiden dabei wesentlich mit, ob sie eine demokratischere Weltordnung vorantreiben oder im Blockdenken des letzten Jahrhunderts in Form einer europäischen Verteidigungsunion verharren. Auch in Europa können antidemokratische Akteure an die Macht kommen. Ein europäisches Verteidigungsprojekt wäre dann entweder handlungsunfähig oder es könnte gar missbraucht werden. Spätestens mit Trump sollte klar sein: Der Schutz vor Autokraten geling nur global.
*Albert Denk arbeitet am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin. In seinem Buch „Nachhaltige Entwicklung und globale Ungleichheit“ schlägt er eine Reform der UN vor.
Quelle: Frankfurter Rundschau, 05.04.2025, Seite 8
Danke, – sehr interessant, – habe Sorge um die Zukunft für unsere Kinder und Kindeskinder.
Grüße an Dich und Ubbo aus dem sonnigen Kirchhatten,
Jürgen
Hallo Ben,
Ich teile die Meinung des Journalisten überhaupt nicht. Hier sind ein paar Punkte:
In der sog. Corona-P(l)andemie hat die WHO bewiesen, wes Geistes Kind sie ist und dass mit einem Verbrecher als Präsidenten. Die WHO ist geradezu versessen darauf, mit den NHR die Souveränität der Mitgliedsländer zu übersteuern.
Von der GAVI will ich gar nicht erst anfangen. Sie ist total von der pharmazeutischen Industrie gepampert und vertritt geradezu unverhohlen die Interessen der Pharma-Industrie. Außerdem hat auch hier wieder der Impf-Promoter Bill Gates seine nicht gerade sauberen Finger im Spiel.
Ob es sinnvoll ist, dass sich die USA aus allen Gremien derart zurückzieht kann man natürlich diskutieren. Ich habe Bedenken, dass sich die UNO immer mehr zu einer Art Weltregierung aufschwingt und was ich absolut nicht möchte ist die New World Order wie sie den Super-Reichen und Mächtigen vorschwebt (mit CBDC und totaler Überwachung).
Zu den Organisationen mit ebenfalls realem Gefahrenpotential für uns Menschen zähle ich auch Klaus Schwabs WEF.
Von den Einreisebehinderungen nach New York habe ich bisher noch nicht gehört. Wenn sie wahr sind, so sind sie natürlich zu verurteilen, aber sind sie wahr?
Zensur + Meinungsfreiheit: In Europa sind m.E. längst antidemokratische Kräfte an der Regierung, die uns mit Wokismus alles Mögliche vorschreiben und verbieten wollen. Zensur von Menschen mit vom offiziellen Narrativ abweichenden Meinungen gibt es längst geduldet und gefordert von den sog. Demokratieverteidigern, wie sie sich selbst nennen. Sie schrecken nicht zurück vor Existenzzerstörung des Andersdenkenden, vor Rufmord und politischen Prozessen zurück (siehe Michael Ballweg, Reiner Füllmich, Dr. Harbig, Dr. Sucharit Baghdi, Dr. Bodo Schiffmann, Stefan Hockertz u.v.a.m., und verschiedene Ärzte und Ärztinnen). Bankkonto-Kündigungen von Personen und Firmen, die regierungskritisch sind, sind auch heute noch an der Tagesordnung.
Die regierungskonformen Medien wurden und werden von der Bill u. Melinda Gates Stiftung sowie der Open Foundation von George Soros massiv gesponsert (Spiegel, Zeit, Stern, Süddeutsche, Correctiv), damit sie schön brav im Sinne der Herrschenden schreiben.
Wir Andersdenkende sind u.a. in der Corona-P(l)andemie als Verschwörungstheoretiker, Covidioten und so diffamiert worden – jetzt geben uns die veröffentlichten RKI-Files recht. Aufarbeitung? Fehlanzeige. Hilfe für die Geschädigten der Genspritze? Fehlanzeige!
Der Autor des Berichts, Albert Denk, arbeitet bei der Frankfurter Rundschau, einem ebenfalls systemkonformen Medium. Er sollte mal Albrecht Müllers Nachdenkseiten oder andere alternative Publikationen studieren.
Ich glaube eher, dass genau die, die sich als Retter der Demokratie darstellen durch ihr Verhalten die Demokratie in Gefahr bringen. U.a. die Gedanken- und Meinungsfreiheit, sowie die Selbstbestimmung über den eigenen Körper, das Demonstrationsrecht sind sehr hohe Güter für mich.
Das sind nur einige Gedanken, die mir beim Lesen des Artikels kamen…
Nix für ungut, herzliche Grüße,
Ecki
Hallo Ecki,
Albert Denk arbeitet am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin.
Grüße!
Ben
OK, Ben, Irrtum meinerseits. Der Artikel ist im Mainstream-Medium FR erschienen.
Gruß, Ecki